Das Ziel des Projektes
Ziel der geplanten Arbeit ist es, die vorhandene, verstreut vorliegende Literatur zum Tierschutz beim Transport von Sauen, Ferkeln und Mastschweinen zusammenzuführen und mit Hilfe einer systematischen Analyse die wichtigsten Risiken zu identifizieren.
Ausgehend davon sollen Vorschläge für eine nachhaltige Verbesserung der Bedingungen auf dem Transport formuliert werden. Dabei unterzieht das Projekt auch die gesetzlichen Bestimmungen einer kritischen Wertung.
Der Platzbedarf der Tiere ist bei dem Projekt von besonderem Interesse. Mithilfe einer kürzlich entwickelten neuartigen Methode sollen Mastschweine vermessen und die von ihnen aufgrund des Gewichtes tatsächlich abgedeckten Bodenflächen bestimmt werden. Die Befunde werden mit den gesetzlich vorgeschriebenen Belegdichten verglichen und zur Bemessung einer vom Tier abgeleiteten Ladedichte herangezogen.
Hintergründe der Kontroverse
Transporte von Schlachttieren gehören zu den am häufigsten kontrovers diskutierten Tierschutzthemen in der Öffentlichkeit – auch weil in den Medien meist über Negativbeispiele berichtet wird. Im Mittelpunkt der Diskussionstehen vor allem die Belastungen für die Tiere, die Transportdauer, das Platzangebot sowie der allgemeine Umgang mit den Tieren beim Ver- und Abladen.
Der Transport von Schweinen macht den zweitgrößten Anteil an der Tiertransporten in Deutschland aus. Allein im Jahr 2011 wurden in Deutschland 59,7 Millionen Schweine geschlachtet (Statistisches Bundesamt, 2012). Der Transport zur Schlachtstätte ist damit einer der Hauptgründe für den kommerziellen Transport von Schweinen. Hinzu kommen Transporte von Absetzerferkeln zu Aufzucht- und später zu Mastbetrieben und von Altsauen zum Schlachtbetrieb.
Einflüsse auf Tierwohl beim Transport erforschen
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Schutz von Tieren beim Transport werden auf europäischer Ebene durch die Verordnung (EG) 1/2005, in Deutschland durch die Tierschutztransportverordnung 2009, geregt. Darin enthalten sind unter anderem die Rahmenbedingungen für Fahrt- und Ruhezeiten, Wasser- und Futterversorgung, Lüftung, Bodenbeschaffenheit und Ladedichte. Diese Angaben sind zwar hilfreich für die Überprüfung und Kontrolle, sie sagen aber wenig über das tatsächliche Befinden der transportierten Tiere aus. Angaben wie zum Beispiel die Ladedichte beruhen hauptsächlich auf Erfahrungswerten und weniger auf der tatsächlich von Tieren benötigten Bodenfläche beim Liegen oder Stehen.
Seit einigen Jahren konzentrieren sich die Bemühungen in Wissenschaft und Praxis darauf, das Wohlbefinden der Tiere nicht mehr allein durch Umgebungsbedingungen zu bestimmen. Ziel ist es, die Antwort direkt vom Tier zu erhalten, indem dessen Zustand anhand verschiedener Indikatoren abgelesen und interpretiert werden kann. Solche tierbasierten Indikatoren lassen sich aus tierärztlicher Sicht in pathologische, physiologische, biochemische und ethologische Indikatoren einteilen.
Objektive Bewertungskriterien festlegen
In dem umfangreichen EU-Forschungsvorhaben Welfare Quality wurden für einzelne Tierarten typische Indikatoren identifiziert, mit denen auf unterschiedliche Grade des Wohlbefindens der Tiere geschlossen werden kann (Keeling 2009). In diesen Berichten wird auch deutlich, dass das Tierwohl kein statischer Zustand ist, sondern kurzfristig erheblichen Schwankungen unterliegen kann. Diese Spanne von weniger und mehr Tierschutz und Tierwohl muss bei Bewertungen berücksichtigt werden.
Von der EFSA (European Food Safety Authority) und anderen Einrichtungenwurden daher Anstrengungen unternommen, um die Wirkung von Umgebungsfaktoren auf Tiere in Form einer Risikobewertung einzuschätzen. Dabei wird von den einwirkenden Faktoren (inputfactors, hazards), den Eigenschaften der Tiere mit ihren Kompensationsmechanismen und -fähigkeiten (copingwiththeenvironment) und den Konsequenzen am Tier (outcome, positive oradverseeffect, welfareindicator, responseoftheanimaloranimalbasedmeasure) unterschieden. Eine solche systematische Risikoanalyse gibt es für den Transport von Mastschweinen in Ansätzen (EFSA 2008). Für Ferkel und für Sauen auf dem Transport liegen nur verstreute Angaben vor. Allerdings ist eine linear aufgebaute Rjsikoanalyse nur sehr bedingt aussagefähig, da Tierwohl (outcome-based) durch eine Vielzahl von Faktoren, die sich gegenseitig erheblich beeinflussen können, geprägt wird (Marahrens et al. 2009)
Die Doktorarbeit von Heidi Arndt finden Interessenten hier.