Die Ziele der beantragten Studie
Besonders Tränke, Futter und Thermoregulationzählen zu denwichtigsten Faktoren für die Entstehung von Nekrosen und Kannibalismus im Zusammenhang mit unkupierten Ringelschwänzen beim Schwein. Gemeinsamer Ansatzpunkt ist die Überlastung interagierender Stoffwechselelemente. Neue und alte Tiersignale zusammen mit Stoffwechselparametern sollen eine stufenweise Heranführung von Betrieben mit Systemversagen, über die Zwischenstufe 2/3 kupierter Schwänze an die Ringelschwanzproduktion erlauben. Zu erhebende und zu quantifizierende Zusammenhänge zwischen prognostisch einsetzbaren Tiersignalen und Stoffwechselparametern gemeinsam mit einem bereits etablierten „Notfallkoffer“ werden dieses Unterfangen mit maximaler Risikominimierung unterstützen. Am Ende sollen nicht nur neue, wertvolle Erkenntnisse zur Genese von Nekrosen und Kannibalismus stehen, sondern auch ein Motivations- und Coaching-Konzept, das erlaubt, die Eigenverantwortlichkeit und die Umsetzbarkeit durch den Landwirt zu entwickeln. Die Kosten für den notwendigen zusätzlichen Material- und Arbeitsaufwand werden durch den Start der neuen Tierwohl Initiative und durch eine verbesserte Tiergesundheit und Leistung mindestens teilweise aufgewogen.
Der bestehende Anpassungsdruck überfordert die Schweine in der modernen Tierhaltung, weil ihre elementaren Grundbedürfnisse nicht in ausreichendem Maße befriedigt werden. Dabei zeigen sich konventionelle und ökologische Haltungen gleichermaßen betroffen. Unbefriedigtes Erkundungsverhalten und Stress beim Aggressor und durch mikrobielle Abbauprodukte hervorgerufene Nekrosen beim gebissenen Schwein sind die eigentlichen Auslöser von Ohr- und Schwanzbeißen, die zentral von der Nichtverfügbarkeit von Raufutter beeinflusst werden. Art und Darreichung von Futter und Wasser sind eine Kompromisslösung zwischen Leistungszwängen und Arbeitsaufkommen einerseits,sowie den artspezifischen Gegebenheiten des Verdauungstraktes und des natürlichen Verhaltensinventars der Schweine. Durch eine bessere Magen-Darm-Gesundheit und Sättigung (Einspeichelung, Ballaststoffe), durch Beschäftigung mit der Futteraufnahme (inkl. Befriedigung des Kaubedürfnisses) und ausreichend Versorgung mit Mineralien und Nährstoffen sowie sauberem, schmackhaftemund unbelastetem Tränkwasser wird die Überforderung so weit abgemildert, dass die Stoffwechselüberlastung soweit zurückgedrängt werden, dass die Produktion von Ringelschwänzen möglich wird. Diese Hypothese soll durch eine dreistufige Feldstudie mit Vergleich der je Betrieb günstigen mit den ungünstigen Krankheitsverläufen untersucht werden. Eine Betrachtung möglicher genetisch bedingter Unterschiede in der Prävalenz des Schwanzbeißens kann im Rahmen der vorliegenden Skizze nicht mit berücksichtigt werden, weil in Boxberg nur eine Genetik gehalten wird und im Rahmen der Feldforschung die Effekte zwischen Genetik und Betriebsumwelt nicht getrennt werden können, weil auch dort jeweils nur eine Genetik gehalten wird. Die erhobenen Daten werden allerdings für spätere Metastudien zur Berücksichtigung der Genetik zur Verfügung stehen.
Die Ziele
Mit dem beantragten Forschungsvorhaben sollen im Wesentlichen zwei Ziele erreicht werden:
- Ätiologische Aufklärung der für die Entstehung kritischer Tiersignale (Klauenveränderungen, Schwanznekrosen) verantwortlichen Stoffwechselaberrationen; Etablierung der Art der beobachteten Klauenveränderungen bei Saug- und Absetzferkeln
- Verbesserung der Ringelschwanzproduktion durch Beachtung von Tiersignalen; Etablierung eines Motivations- und Coachingkonzeptes für eine bessere und eigenverantwortliche Umsetzung der Ringelschwanzproduktion durch den Landwirt
Publikationen und Downloads
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Ringseis R, Gessner DK, Loewenstein F, Kuehling J, Becker S, Willems H, Lechner M, Eder K, Reiner G. Swine Inflammation and Necrosis Syndrome Is Associated with Plasma Metabolites and Liver Transcriptome in Affected Piglets. Animals. 2021; 11(3):772. https://doi.org/10.3390/ani11030772 Animals | Free Full-Text | Swine Inflammation and Necrosis Syndrome Is Associated with Plasma Metabolites and Liver Transcriptome in Affected Piglets (mdpi.com)
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Loewenstein, F., Becker, S., Kuehling, J. et al. Inflammation and necrosis syndrome is associated with alterations in blood and metabolism in pigs. BMC Vet Res 18, 50 (2022). https://doi-org.ezproxy.uni-giessen.de/10.1186/s12917-021-03107-1 Inflammation and necrosis syndrome is associated with alterations in blood and metabolism in pigs | BMC Veterinary Research | Full Text (uni-giessen.de)
Kuehling, J., Eisenhofer, K., Lechner, M. et al. The effects of boar on susceptibility to swine inflammation and necrosis syndrome in piglets. Porc Health Manag 7, 15 (2021). https://doi-org.ezproxy.uni-giessen.de/10.1186/s40813-021-00194-2 The effects of boar on susceptibility to swine inflammation and necrosis syndrome in piglets | Porcine Health Management | Full Text (uni-giessen.de)
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Reiner G, M Lechner, A Eisenack, K Kallenbach, K Rau, S Müller,J Fink-Gremmels.5Prevalence of an inflammation and necrosis syndrome in suckling piglets. Animal 2019, 13: 2007-2017. Prevalence of an inflammation and necrosis syndrome in suckling piglets – ScienceDirect (uni-giessen.de)